Wir Künstler haben es gut!
Umgeben von schönen Dingen leben wir unsere Kreativität,
teilen uns unsere Zeit frei ein und arbeiten freudvoll und schöpferisch.
Naja. Nicht ganz. Nicht immer.
Es gibt auch ein paar Dinge, mit denen ich viel Zeit verbringe und
die ganz und gar nicht kreativ und schöpferisch sind.
Oder nur mittelbar.
Ton aufbereiten. Die Werkstatt aufräumen. Kurse vorbereiten. Den Ofen ein- und ausräumen. Eine lange Liste.
Das ist nur gerecht.
Immer nur Freude bei der Arbeit, wer kann sich das schon leisten?
Und doch.
Auch diese Arbeiten mag ich, oft als Vorbereitung auf eine schöpferische Phase,
quasi als Übergang vom Alltag in die Arbeit in der Werkstatt.
Beim Ton kneten lässt es sich wunderbar nachdenken.
Eine sehr spezielle Sache ist für mich der Verkauf meiner Arbeiten.
Ein wichtiger Teil meiner Arbeit, der mir oft schwer fällt. Ich bin keine gute Verkäuferin.
Natürlich freue ich mich, wenn meine Arbeiten jemandem gefallen.
Wenn jemand sich angesprochen fühlt, genauer hinschaut,
die eine oder andere Arbeit mit nach Hause nimmt.
Aber. Oft habe ich keine Zeit – nehme sie mir nicht –
um die Dinge schön zu präsentieren, hier im Atelier, oder sie ins Geschäft zu führen.
Allzu sehr bin ich schon wieder mit einer neuen Arbeit beschäftigt,
mit neuen Ideen und Projekten.
Was mich fasziniert und interessiert ist der Prozess der Entstehung.
Die unzähligen Möglichkeiten, die Entwicklung einer Idee, einer Technik, eines Designs.
Das Experimentieren mit Materialien und Arbeitsschritten,
das Kombinieren von Formen, Farben und meinen eigenen inneren Prozessen.
Ist ein Gefäß oder eine Form dann fertig, interessiert sie mich oft gar nicht mehr.
Wobei.
Manchmal nehme ich auch eine bestimmte Arbeit in die Hand,
schaue sie genau an, auf der Suche nach Details und Ideen,
nutze sie als Inspiration für weitere Experimente und – freue mich daran.
Auch das.
Und ein paar Mal im Jahr rufe ich meine Freundin Maria an
und wir vereinbaren einen Fototermin.
Dann nehmen wir uns Zeit. Ich liebe diese Stunden!
Immer gibt es eine Geschichte zu erzählen:
Die Geschichte von der Fülle und der Produktion von Serien.
Die Geschichte von den Händen, die mit dem Ton arbeiten. Auf unterschiedlichste Art.
Die Geschichte von Gegenständen, die uns nähren mit ihrer Schönheit,
zusätzlich zu der Nahrung, die wir auf und in ihnen servieren können.
Und die Geschichte ihrer Entstehung, des Arbeitsprozesses,
von Inspiration, Bedeutung und Schönheit.
Die Geschichte von Rändern und Details, vom genau Hinschauen und sich Zeit nehmen.
Die Geschichte meiner Arbeit, die ich so sehr liebe.
Aber auch unsere eigenen Geschichten.
Von Alltagsdingen und Projekten. Vom Leben und Sterben.
Von den kleinen und großen Themen, die uns beschäftigen.
Während wir eine Schale nach der anderen in Szene setzen,
über Licht und Schatten, Perspektive und Hintergrund entscheiden,
tauschen wir uns über das Leben aus.
Das ist so bereichernd und wertvoll.
Weil es unserer Arbeit einen Sinn gibt. Einen menschlichen.
Die Freude an der eigenen Arbeit aber auch an der Arbeit des anderen.
Dabei wird mir dann immer auch bewusst, was alles entstanden ist.
Wie viele Becher, Schalen oder Teller ich in den vergangenen Monaten geschaffen habe,
obwohl ich oft das Gefühl habe, es ist nicht genug, (noch) nicht perfekt,
ich bin noch nicht dort, wo ich hinmöchte.
Mir wird dann auch bewusst, dass ich ganz genau dort bin, wo ich hinwill.
Weil diese Experimente, dieses immer weiter forschen und entwickeln, genau das ist,
was mich an meiner Arbeit so fasziniert.
Und die Arbeiten, die dabei entstehen, sind genau richtig und gut,
manche mehr, andere weniger, aber immer gut genug.
Sie dokumentieren diesen meinen Prozess, sind aber auch Persönlichkeiten jede für sich.
So wie auch wir eine Entwicklung durchmachen, Ziele und Projekte verfolgen,
und doch unser Leben lang immer auch fertig sind.
Gut. Genug. Hier und Jetzt.